Das Verletzungsrisiko im Kampfsport minimieren und damit cool alt werden… #bjj #mma #vollkontakt
31.03.2025
31.03.2025
Unsere Philosophie im Team ist relativ einfach: Wir möchten bei uns das Training für alle so risikoarm gestalten, wie möglich.
Auch wenn Kampfsport aufgrund seiner martialischen öffentlichen Außenwirkung durch die Presse (aber auch durch unser Werbeauftreten a la UFC / ONE / etc.) von Außenstehenden als gefährlich eingestuft wird, sind schwere Verletzungen selten. „König Fußball“ ist statistisch gesehen viel gefährlicher. Richtig und bewusst trainiert kann auch Vollkontakt-Kampfsporttraining relativ körperschonend bis in’s hohe Alter ausgeführt werden.
Und am besten man macht es gleich von Anfang an richtig. Lernt Fehlern und Erfahrung anderer – das tut weniger weh! 😉
Nun ist die große Frage, was bedeutet „richtiges Training“?
Zu allererst sollten wir alle aus den Fehler der „alten Schule“ lernen. Selbst als ich um 2008 mit dem Erwachsenen-Training begonnen hatte, war gerade im Vollkontakt wie Grappling bzw. Brazilian Jiu-Jitsu (BJJ) oder Mixed Martial Arts (MMA) noch Wildwest-Holzhammerablauf angesagt. Sprich immer Vollgas – auch mit Beginnern. Das hatte seinen Untergrund-Charme, resultierte aber auch in hohen Ausfallquoten. Viele kamen entweder nach dem ersten Training nie wieder oder nach längeren oder mehrfachen Verletzungsphasen. Wer möchte sowas auch? Für viele ist Sport ein Hobby und besonders für Berufstätige oder Eltern macht das keinen Sinn.
Wer sich noch an die ersten Vale Tudo / UFC – Kämpfe der 1990er erinnerte, bemerkte schnell, dass sich an den Trainingsmethoden über 20 Jahre nicht allzu viel geändert hatte. Harter Sport für harte Kerle. Das ändert sich erst langsam über die letzten Jahre. Meine Ansicht war hier schon immer, dass sich etwas an der Methodik und dem Aufbau des Trainings ändern musste. Nur so konnte ich 2 Jahrzehnte ohne gravierende Verletzungen überstehen. Dennoch hat die Einsicht für manche Gegebenheiten auch bei mir seine Zeit gebraucht – die Weisheit kommt halt meist mit den Jahren und dem Alter. Gerade im Grappling (BJJ, Luta-Livre, Catch-Wrestling, usw.) musste bzw. sollte man zuerst in Kontrollpositionen kommen, bevor Aufgabegriffe gesetzt werden. Das bringt uns, im Gegensatz zu schlagenden und tretenden Kampfkünsten, hier in eine spezielle Situation – man kann so theoretisch alles geben, ohne sich zu verletzen. Das Verführt aber tendenziell auch dazu, dass wirklich immer 100% gegeben werden. Das klassische „easy Flow-Rolling“ endet bekanntlich nicht selten nach 2 Minuten in einem Kampf auf Leben und Tod.
Gute Trainer, gute Schüler
Euer Trainer sollte gerade in den Anfangsmonaten viel Wert darauf legen, dass ihr grundsätzliche Konzepte versteht. Vor allem Verteidigung, richtiges Fallen – und ganz wichtig, frühzeitiges Aufgeben! Der Tap schützt vor Schmerzen – rechtzeitig auch vor Verletzungen. In einem Zweikampf muss jeder seine Grenzen kennen lernen und die des anderen. Unkontrolliertes Anreißen, abrupte Bewegungen oder Halbwissen-Takedowns bergen das höchste Verletzungsrisiko. Sparring sollte in den ersten Wochen und Monaten nur aus einfach Positionskontrolle und Escapes bestehen.
Die Lernkurve im ersten Halbjahr ist extrem steil, wenn alle an einem Strang ziehen und im Team die richtige Atmosphäre herrscht. Es gibt auch heute noch Teams, die nur am Leistungen interessiert sind. Möchtest du erfolgreicher Wettkämpfer werden, muss das nicht verkehrt sein. Achte einfach auf dein Bauchgefühl und ob du dich wohl mit den anderen hier fühlst.
Invdividuelles Training – pass dein Training auf dich an!
Es gibt viele Faktoren, die bestimmen, wie du ein gutes Fighter-Leben führen kannst. Für viele ist eine Kampfkunst schnell auch nicht nur Sport, sondern Lebenseinstellung. Denn auch gesunde Ernährung, Verzicht auf Schädliches wie harte Drogen und die ganzheitliche Philosophie dahinter sind wichtig. Steigst du als Kind ein, wirst du anders trainieren müssen, wie wenn du z.B. erst nach einer Midlife-Crisis einsteigst. Möchtest du den Sport nur 1-2 Mal pro Woche als Ausgleich zum Bürojob oder 5 Mal pro Woche als Leistungssport betreiben, erfordert das auch grundsätzlich andere Strategien.
All das gibt dir am Ende einen Wegweiser – den Weg musst du aber selbst oder am besten mit deinem Trainer abstecken. Vermeide Anfängerfehler und höre auf erfahrene Leute. Möchtest du Wettkämpfe machen, erhöht sich das Risiko verletzt zu werden und gute Rahmenbedingungen werden noch wichtiger. Besonders wenn es in den professionellen Bereich geht, bei dem Geld fließt. Doch selbst für wertlose Medaillen sind einige Athleten bereit viel zu riskieren – egal ob bei sich oder beim Gegner. Dessen muss man sich bewusst sein.
Als ich selbst noch jung, wild und erfahrungslos war und in einer Zeit, wo hierzulande niemand sich Gedanken machte, wie man überhaupt mehr als 10 Jahre in so einem Umgebung übersteht, gab es nur einen Gang, nämlich Augen zu und durch. Besonders als Leichtgewicht rückblickend vielleicht keine so gute Idee. Lilagurte waren damals extrem rar gesät, ein Braun- oder gar Schwarzgurt in unerreichbarer Ferne. Somit arbeiteten sich die meisten schon während ihrer Weißgurtphase auf oder verschwanden mit dem Blaugurt im Nirvana und waren nie wieder sehen. Mein Ziel war es, das als Trainer mal zu ändern.
Der Körper merkt sich deine Fehler und die holen dich spätestens ab Ende 30 ein. Auch deshalb gibt es nur wenige aktive Leistungssportler über 40 Jahren. Selbst ohne große Knochenbrüche werden zumindest Gelenke und Muskeln beansprucht, wenn jemand versucht sie in die falsche Richtung zu biegen. Auf gut Deutsch: Wo gehobelt wird fallen bekanntlich Späne. Deshalb ist es umso wichtige mit zunehmendem Alter noch sicherer und schlauer zu trainieren.
Gerade wenn man mit erfahrenen Kämpfern spricht, kristallisieren sich einige interessante Punkte heraus…
Hier unsere grundsätzlichen Top-6 Tipps:
Artikel von: Andi Fachtan // März 2025